Zu der aktuellen Diskussion stand in der Zeitschrift CHRIST IN DER GEGENWART
(Nr. 13, S. 133, 62. Jahrgang) ein lesens- und bedenkenswerter Kommentar:
In die Zölibatsdiskussion scheint Bewegung gekommen zu sein. Zuletzt haben sich einige Bischöfe reformoffen geäußert. Der Priestermangel wird immer bedrängender, der Glaubensverlust selbst unter Getauften ist beträchtlich, die Zukunftsaussichten fürs christliche Gemeindeleben sind beängstigend. Wenn die verpflichtende Ehelosigkeit das Hindernis schlechthin für eine priesterliche Berufswahl unter den vielen qualifizierten Theologen ist, hat die kirchenleitende Autorität die Pflicht, Alternativen zu bedenken.
In der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche haben wir längst andere Möglichkeiten. In den mit dem Papst verbundenen Kirchen des Ostens gibt es seit jeher den verheirateten Gemeindepriester. Nur wird das selbst von Bischöfen bei der Verteidigung der lateinischen Teilkirchen-Tradition permanent unterschlagen. Man redet pauschal von „der" katholischen Kirche, verdunkelt, vernebelt damit jedoch die ganze Wahrheit. Selbst Kardinäle tun gegenüber dem „unwissenden" Volk so, als gelte der Zölibat uneingeschränkt. Geradezu eine Verunglimpfung der verheirateten katholischen Priester des Ostens ist es, wenn behauptet wird, dass einzig der Zölibat für die vollgültige Repräsentation Christi und die Zuwendung zu den Glaubenden freimache, ja dass der Zölibat ein „ontologisches", also seinsmäßiges Wesensmerkmal fürs sakramentale Priestertum sei. Das ist eine glatte Lüge! Soeben erklärte ein italienischer Erzbischof, es könne kein „Priestertum light" geben. Man dürfe nicht „das Niveau banalisieren aus falscher Rücksicht auf die moderne Welt". Das ist eine ungeheuerliche Beleidigung der vielen verheirateten katholischen Männer Gottes im geistlichen Amt. Ein Kurienkardinal sagte, der Zölibat sei ein Geschenk des Heiligen Geistes. Ja, aber auch die Ehe ist ein Geschenk des Heiligen Geistes! Sie ist sogar das Kern- und Ursakrament göttlichen Schöpfertums, an dem der Mensch als Gottes Ebenbild teilhat.
Wir sind aber auch dankbar für den freiwillig gewählten Zölibat, für Armut und Gehorsam, die in monastischen Gemeinschaften konsequent gelebt werden sollen und dort hingehören. Diese sogenannten evangelischen Räte werden dann zum verdichteten Symbol dafür, dass wir auf dieser Welt nicht ganz zuhause sind, dass alles Irdische einmal Asche wird, Staub, um durch das Absterben unserer Mächtigkeit hindurch erlöst und gerettet zu werden, allein aus Gottes Macht, in die Auferstehung hinein, ins Reich Gottes, ins ewige Leben. Also: Ja zum Zölibat! Und genauso: Ja zum besonderen sakramentalen Priestertum mit der Ehe! Wir brauchen viele neue gebildete, religiös ergriffene, welterfahrene moderne junge Priester, die selber bewegt die Gottesfrage bewegen und inspirieren. Wir brauchen aber nicht, dass jeder Gemeindepriester ehelos lebt.
CIG