Linde Effeltrich Lebensbaum

Mein Lebensbaum
Ich als Baum. Verwurzelt im Boden.
Meine Wurzeln - woraus ich lebe,
was mich prägt, wo ich zuhause bin.
Habe ich festen Halt - wenn Stürme kommen?

Der Stamm. Er wächst ganz langsam.
Die Jahre prägen und verändern.
Die Jahre hinterlassen Spuren.
Jahresringe.

Mein Stamm.
Kann sich da jemand anlehnen, gestützt werden?

Der Lebenssaft strömt von unten nach oben,
von den Wurzeln in die Krone.
Die Äste strecken sich aus, tasten sich vor.
Ganz verschiedene Äste.
Abgestorbene Äste, geplatzte Illusionen,
gescheiterte Versuche, Überlebtes, Vergangenes.
Blühende Zweige, volles Leben, Kraft, Fülle, Schönheit.
Und Zweige, die Früchte tragen.
Was sind meine Früchte?

Mein Baum - einmalig in seiner Form,
geprägt durch Vergangenes
und lebendig, wachsend.

Ausgestreckt zwischen Himmel und Erde,
ausgespannt zwischen der Erde,
die mich trägt,
und der Sonne, der ich entgegenwachse

- meinen Zielen
- meinen Idealen
- meinen Träumen
- Gott?

Meditation aus: Schöpfung – Werkbrief für die Landjugend, München 2003/III